Neuer Kosmos

Gastbeitrag von Christa Bisenius, Lebenskünstlerin –

Fernnähe

Oxymoron?
Paradoxon?
Antinomie?

Fern und Nah sind gegensätzliche Begriffe. Dennoch kann das Ferne so nah und das Nahe so fern sein, dass nicht mehr unterscheidbar scheint, ob fern nah oder nah fern ist.. Die Änderung der Referenzsysteme, der Perspektiven verändert die Relation zwischen den Begriffen. Deren Gegensätzlichkeit scheint zu verschwinden. Also entsteht ein neuer Kosmos, die Fernnähe.
Ferne und Nähe in einem Wort zusammenzufassen, folgt konsequent einer eigenen Logik, einem Gedankenexperiment, in dem der scheinbare Widerspruch der beiden Begriffe aufgelöst wird.

Près a distance – übersetzt heisst das etwa – in der Nähe der Ferne ?
Remote close – vielleicht entfernte Nähe ?

Welcher topologische Raum umgibt die Fernnähe? Vielleicht die Unendlichkeit? Die offene Menge?
Das Teleskop, mit dem ich das weit Entfernte einer nahen Betrachtung unterziehe ( Tele (Ferne) und skopein (beobachten) , scheint mir das älteste Instrument zu sein, das den Gebrauch des Begriffs der Fernnähe erlaubt. Dass es heute ganz selbstverständlich möglich ist, im gemütlichen Winkel sitzend, den „Arsch der Welt“ via Webcam zu durchwandern, erübrigt möglicherweise Weise, dass Sehnsucht nach Ferne entsteht. Verschwindet die emotionale Tiefe der Begriffe Nähe und Ferne mit den neuen Technologien, den Webcams, den Street Views, den Handys?

Fernnaehe

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